Warschau Audio Video Show 2015
Die Veranstaltung in Warschau gilt als zweitgrößte Audio-Messe Europas - und wurde am letzten Wochenende diesen Vorschusslorbeeren in jeder Hinsicht gerecht. Verteilt auf zwei Hotels und ein Kongresszentrum im zur EM erbauten neuen Warschauer Fussballstation erwies sich die Audio Video Show 2015 als interessante Mischung aus dem Konzept der „Norddeutschen HiFi-Tage“ sowie der klassischen „High End“ in München.
In den Hotels konnte man realistische Höreindrücke gewinnen, während im „Station Narodowy“ der repräsentative Charakter im Vordergrund stand. Was eine solche Messe an diesem Ort besonders spannend macht: das Entdecken neuer, heimischer Produzenten. Und da hatte der Osten Europas durchaus Einiges zu bieten:
Trendy Tubes
Toroidy ist eigentlich als Produzent von elektronischen Bauteilen - unter anderen für Röhrenverstärker - etabliert. Jetzt hat man sich entschieden, unter dem Logo Fezz Audio selbständig eine eigene Röhrenverstärker-Linie aufzulegen - und überzeugt gleich mit dem sehr erschwinglichen „Silver LUNA“. Der "Push-Pull" - Amp mit 2 x 35 Watt Sinus hat drei Eingänge und ist in vielfältigen Farbvarianten zu beziehen ist. Retro meets Lifestyle - das klingt nach einem vielversprechenden Erfolgsrezept.
Östliche Harmonie
Die Eggplant-Röhrenverstärker haben zuerst durch ihr eigenständiges Erscheinungsbild, die hochwertige Qualität und das angemessenen Pricing auch in Deutschland bereits für erstes Aufsehen gesorgt.
In Warschau spielten sie sehr überzeugend zusammen mit den ungarischen Lautsprechern von Botnar Audio. Deren schmale Klangsäulen brachten unter Verwendung von Sonido-Breitbändern alle Vorzüge dieser Lautsprechergattung zu Gehör: es tönte stimmig, harmonisch, bühnenbreit.
7 Millionen Zloty
Jede Messe braucht scheinbar diese High End-Audio-Anlagen mit den irrwitzigen Preisschildern, um über die Branche hinaus für Aufmerksamkeit zu sorgen. Immer unter dem Motto "So viel Geld bloß für eine Stereo-Anlage?"
Dieser etwas anrüchige Job fiel im "Golden Tulip"-Hotel einer überwiegend japanischen, handgeklöppelten Kleinserien-Elektronik-Kette zu, die zwei Living Voice Vox Olympian-Hornlautsprecher befeuerten. Der Klang war natürlich beeindruckend, litt aber unter der Tatsache, dass die Kollegen in den Nebenräumen sich nicht lumpen lassen wollten und lautstark zurückfeuerten. Wie überhaupt man in Warschau eher den kräftigen Pegel wählte und bei der Musikauswahl nicht vor dort gängigen Gassenhauern zurückschreckte. Aber zumindest hörte ich nicht ein einziges „Keith Don´t Go“ von Nils Lofgren…
Wer hat, der kann
Auch bei der Messe in Warschau gewohnt stilsicher im Auftritt: die Präsentation von McIntosh.
Die amerikanische Nobelmarke spielt die Heritage-Karte gekonnt aus und kokettiert höchst plakativ mit der Tatsache, dass die legendäre Sound-Anlage der Grateful Dead dereinst mit Tonnen von McIntosh-Verstärkern betrieben wurde.
Dieses Motiv erzeugt einen zweifellos beeindruckenden Hintergrund und harmoniert wunderbar mit den aktuell präsentierten Objekten der audiophilen Begierde.
Golden Years
Eine ganze Wand voller klassischer Tape-Decks gab es bei einem von mehreren Anbietern aus der Vintage HiFi-Ecke zu bestaunen, hier "Servis Sprezedaz Sprezetu Audio Vintage" aus Warschau.
Alles aufgebaut neben einer Reihe von anderen Pretiosen aus der goldenen Ära der siebziger und achtziger Jahre - darunter mannshohe aktive Klein und Hummel-Rundfunk-Abhörlautsprecher, Sansui-Quadro-Monster-Receiver oder osteuropäische Audio-Meilensteine.
Einige davon sind in den folgenden unkommentierten Bildern zu entdecken.
Impressionen - Bildergalerie
Foto Credits: André Schwerdt, Boris Krügel, Volker Düspohl.
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